Historisches

Eine kleiner Ausflug in die Wein-Historie des Kremstals

Mit der Stadt Krems verfügt das Kremstal über ein urbanes, seit Jahrhunderten eng mit dem Weinbau verbundenes Zentrum, in dem bereits im Mittelalter die erste Weinhauerinnung gegründet wurde. Im Berührung kam die Region mit dem Wein aber schon sehr viel früher.

 

Den Römern sei Dank!

Schon früh zogen die ideale geografische Lage und das vortheilhafte Klima im Raum Krems und Stein eine menschliche Besiedlung nach sich. Bereits die Kelten stellten hier vergorenen Traubensaft her. Die Römer optimierten die Vinifikation während der Jahrhunderte, in denen sie die Gegend besiedelten und verteidigten – war doch die Donau als Limes die nördliche Grenze des römischen Reichs. Schriftlich belegt ist der Weinbau hier um 470 n. Chr. durch die Vita des heiligen Severins. Er schreibt von Weingärten außerhalb der Mauern des römischen Kastells Favianis, das sich gegenüber des heutigen Ortes Stein befand.

Die Klöster bringen den Wein zurück

Während der bewegten Zeit der Völkerwanderung wurden die ersten Ansätze des Weines im Kremser Umland verwischt. Erst mit der Einwanderung der christlichen Bayern und Franken um 750 erlebte der Weinbau einen Aufschwung. Die Einwanderer nehmen auch den Weinbau wieder in Angriff. Viele Klöster des bayrischen und salzburgischen Raumes werden nun mit Stiftungen und Benefizien im Kremser und Wachauer Raum versorgt. Die steilen Südhänge werden mit Trockenmauern und Steinterrassen befestigt, unfruchtbares Land wird unter unvorstellbaren Mühen in Rebgärten verwandelt. Insgesamt hatten im Laufe der Geschichte 54 verschiedene Klöster und Stifte Weingartenbesitz und Lesehöfe in den Kremser Fluren. Der Wein war wertvolles Handelsgut und wurde die Donau aufwärts verschifft, die Kirche brauchte den Wein als Opferwein in der Liturgie und natürlich für den täglichen Gebrauch bei Tisch. Der Handel mit Wein war zudem eine bedeutende Einnahmequelle.

Kriege und ihre Konsequenzen

In den folgenden Jahrhunderten blühte das Weingeschäft mehr und mehr auf. Sogar die Türkenkriege und die damit verbundenen Heereslieferungen wirkten sich auf das Weingeschäft positiv aus. Im späten Barockzeitalter lebte hier etwa ein Drittel der Bevölkerung vom Weinbau. Die Kriege Maria Theresias im 18. Jahrhundert hatten allerdings fatale Auswirkungen auf die Weinwirtschaft, harte Zollbeschränkungen bewirkten einen enormen Rückgang des Weinabsatzes. So konnte die Stadt Krems beispielsweise 1772 nicht einmal 10 % des vorhandenen Weines verkaufen. Allerdings dürfte auch die mäßige Qualität des Kremser Weines mit ein Grund gewesen sein, er war vermutlich von hoher Säure gekennzeichnet. Erst ab Ende des 18. Jahrhunderts erholte sich der Weinhandel allmählich, Kundschaft wurde auch im weiteren Umfeld gefunden.

150 Jahre Neuerungen

Die Technologisierung der Industriellen Revolution in der Mitte des 19. Jahrhunderts machte auch vor der Weinbereitung im Kremser Raum nicht halt. Um angehenden Winzern alle technischen Neuerungen in einer optimalen Ausbildung zu vermitteln, wurde 1875 die Weinbauschule Krems gegründet. Übrigens: 1849 erfand der Kremser Zeugschmied Johann Keusch die Rebschere, die allen Weinbauern die Weingartenarbeit bis heute ungemein erleichtert.

Der letzte große Wandel

Das 20. Jahrhundert brachte für den Weinbau im Kremser Raum tiefgreifende Veränderungen mit sich. Die u.a. durch die Reblauskatastrophe evozierte Schwächung der Weinwirtschaft am Ende des 19. Jahrhunderts veranlasste die Kremser Weinhauer zur Überlegung, sich in einer Winzergenossenschaft zu organisieren. Allerdings gelang die Institution der Kremser Genossenschaft erst 1938, sie vermarktet ihre Weine heute als „Winzer Krems“. Das Sortenbild in den Weingärten begann sich zu wandeln, reinsortige Weingärten lösten die gemischten Kulturen ab. Die Flächen verringerten sich stufenweise, die landesweit übliche Stockkultur wurde auf die leichter zu bearbeitende Hochkultur (die der Rohrendorfer Winzer Lenz Moser entscheidend mitprägte) mit breiten Fahrgassen umgestellt. Eine Generation gut ausgebildeter Kellermeister setzte in den fünfziger und sechziger Jahren auch eine erste Modernisierungswelle in der Technik um, der Wein aus Krems war gefragt, der Handel florierte. Man konnte nun auch wieder Mengen produzieren und diese absetzen.

Ende der 1980er Jahre setzte in Österreich wie im Kremstal bei den Winzern ein radikales Umdenken ein, weg von Quantität, hin zu Qualität. Junge Önologen mit fundierter Ausbildung und Auslandserfahrung konnten auf eine Jahrhunderte alte Weintradition zurückgreifen und entwickelten einen modernen, klar regionalen Weintypus. Bald zählte das Kremstal wieder zu den besten Weißweinzonen Österreichs.